Erhaltung des Hofes

Zwei Jahre Kampf um die Erhaltung des Kleinods und für die neue Nutzung als Bundessitz des Zugvogel

Wer heute den Kochshof in seinem liebevollen restaurierten Zustand sieht (das gilt vor allem für die jüngeren Zugvögel und für Neupaten), meint in der Regel, das sei schon immer so gewesen.

Aber schauen wir doch einmal in das Jahr 1985 zurück. Genauer gesagt auf den 19.10.1985. Wir feierten in der Jugendherberge Burg Blankenheim den sechzigsten Geburtstag des damaligen Bundesführers Rolf Gehrke (gero). In einem kleinem Gesprächskreis erzählte Günter Simon (Tsigan) eher beiläufig von den politischen Querelen um den Kochshof. In der Zeitung war in den letzten Tagen vom damaligen Vorsitzenden des Jugend und Kulturausschusses Helmut Königsmann Unmut über den Abriss des denkmalwürdigen Kochshof geäußert worden: «Nur das Land könne seine Gebäude aus dem Denkmalschutz heraus halten. Das sei ein Skandal in Sachen Denkmalschutz.»

Erste Besichtigung des vom Abriss bedrohten Kochshofs

Da der Zugvogel zu dieser Zeit intensiv auf der Suche nach einem Bundessitz war, beschlossen wir Odenthaler Zugvögel uns den vom Abriss bedrohten Kochshof einmal näher anzusehen. Von der Grillhütte in Hüttchen aus schlenderten wir den landwirtschaftlich befestigten Weg in Richtung Kochshof. Im Schutze eines leichten Bergrückens, eingebettet in Wiesen und Laubwälder, lag nun der Kochshof vor uns, welchen wir alle flüchtig kannten, sind wir doch auf Wanderungen immer daran vorbei gekommen.

Das Backhaus vor der Renovierung

Von der Lage waren wir begeistert, aber in welch einem bedrohlichen Zustand befanden sich die Gebäude? Die an der rechten Seite gelegene Remise war zu 2/3 eingestürzt, das Backhaus durfte wegen Einsturzgefahr nicht betreten werden, der Zustand des Stallgebäudes war kaum besser, da bereits der Dachstuhl an mehreren Ecken einzubrechen drohte. Und das Fachwerkwohnhaus war wohl noch bewohnt, machte jedoch ebenso einen verwahrlosten Eindruck. Wir beschlossen, uns um den Erhalt dieses Gehöftes zu kümmern, ohne zu ahnen, was auf uns zukommen würde. Schnell fanden wir heraus, dass das Forstamt Königsforst der Ansprechpartner war. Der Leiter des Amtes winkte jedoch ab, es sei zwecklos sich um den Kochshof zu bemühen, da bereits eine Abbruchgenehmigung des Kreises vorliegt.

So einfach wollten wir uns jedoch nicht abwimmeln lassen! Am 29.10.1985 machten wir dem Forstamt den Vorschlag das Objekt bei pachtfreier Überlassung zu sanieren! Wir boten also an, das Objekt zu pachten oder zu kaufen. Parallel wurden, die Gemeinde angeschrieben und die Bezirksregierung in Köln und der Petitionsausschuss. Die Presse schaltete sich ein und begleitet mit «öffentlichem» Druck unser Anliegen.

Unterstützung des Projekts von verschiedenen Seiten

Der Odenthaler Ausschuss für Jugend, Kultur und Soziales beschloss am 06.11.1985 in öffentlicher Sitzung einstimmig den Zugvogel bei seinen Bemühungen den Kochshof zu erhalten und zu sanieren zu unterstützen.

Am 27.11.1985 teilte uns der Regierungspräsident Köln mit, uns ebenfalls bei unserem Vorhaben zu unterstützen, nämlich den Kochshof als landschaftsprägendes Bauwerk zu erhalten. Am 03.12.1985 teilte uns das Forstamt Königsforst mit, dass kurzfristig keine Entscheidung getroffen werden kann.

Am 08.12.1985 in einem Telefonat teilte uns die Regierung Köln mit, dass dem Minister für Stadtentwicklung und Verkehr mitgeteilt wurde, den Zugvogel bei seinen Bemühungen den Kochshof zu erhalten, zu unterstützen. Eine seiner Referentinnen kannte den Kochshof noch aus Zeiten, in denen sie immer in der Losenau war.

Am 11.12.1985 Schreiben durch den Zugvogel an das Ministerium für Städtebau uns bei den Bemühungen den Kochshof zu erhalten behilflich zu sein.

Am 17.12.1985 Schreiben an das Bauamt zwecks Änderung der Nutzung des Kochshof in einen Wandervogelhof.

Am 16.01.1986 beschließt die untere Bauaufsichtsbehörde in Odenthal einstimmig der Nutzungsänderung des Kochshofs im Sinne des Zugvogels zuzustimmen.

Am 21.01.1986 Schreiben an das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten mit der Bitte den Zugvogel bei seinen Bemühungen um den Erhalt des Kochshof nicht weiter auszubremsen.

Hürden und konkrete Planungsaufgaben

Am 13.02.1986 Gespräch mit dem Ministerium (Herr Odia) Städtebau und Verkehr. Der Zugvogel soll die Herausgabe der Abbruchverfügung erwirken. Das Kreisbauamt teilt mit nicht der Kreis, sondern das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten hat die Abbruchverfügung erwirkt.

Am 15.02.1986 Telefonat mit Oberregierungsrat Wiemers (MURL). Er teilt mit, dass das Forstamt dem Erhalt wohl kaum zustimmen würde, zu hohe Kosten. Der Zugvogel verfüge auch über kein Vermögen.

Am 24.02.1986 Telefonat mit dem Ministerium für Städtebau. Die Bedenken des Forstamtes sollten durch eine positiv beantwortete Bauvoranfrage zwecks Umnutzung zerstreut werden.

Am 04.03.1986 Telefonat mit dem Ministerium MURL wir erhalten die Auskunft das über den Sachstand zur Zeit keine Auskunft erteilt wird.

Am 21.03.1986 Gespräch mit dem Kreisbauamt. Eine Bauvoranfrage kann nur bearbeitet werden wenn eine detaillierte Planung mit Baubeschreibung, statischem Nachweis zur Standsicherheit, wasserbehördlicher Genehmigung, geologischem Gutachten, einer Einwilligung des Forstamtes zur Umnutzung und weiteren Bescheinigungen vorliegt.

Blick in den Innenhof während des Neubaus der Remise

Am 23.03.1986 messen drei Studenten der Hochschule Bonn den Kochshof auf. Vermutlich im Auftrag des Freilichtmuseums Lindlar, welches bei Verwirklichung der Abbruchverfügung den Kochshof abträgt, um ihn an anderer Stelle im Freilichtmuseum wieder aufzubauen.



Am 24.03.1986 Schreiben des Zugvogel an den Oberkreisdirektor mit Vorlage eines Konzeptes.

Ist alle Mühe umsonst?

Am 05.05.1986 schriftliche Mitteilung des Petitionsausschusses das unserem Anliegen, den Kochshof zu erhalten, nicht stattgegeben wird. Ist dass das Ende?

Am 21.04.1986 Beginn der Unterschriftensammlung bei den Bürgern der Gemeinde Odenthal für den Erhalt des Kochshof.

Am 06.05.1986 gehen zwei weitere Schreiben an die zuständigen Ministerien.

Am 23.05.1986 ruft Herr Lampe vom Ministerium (MSWV) an und teilt uns mit einen Termin mit allen beteiligten Ministerien herbeizuführen.

Am 02.06.1986 Kontaktaufnahme mit Herrn Heitmann vom MURL. Er wird gebeten den Termin zu koordinieren. Er lehnt jedoch ab, da der Petitionsausschuss ja unserem Anliegen negativ gegenübersteht. Herr Heitmann wurde erst zugänglicher als er von unserem Termin mit Minister Jochimsen am 18.06.1986 erfuhr.

Am 11.06.1986 Gründung des Verein zum Erhalt des Kochshof in Odenthal-Hüttchen. Verabschiedung einer Satzung. Zweck des Vereins ist:

  • Die Aufhebung gegen den achthundertjährigen Kochshof ergangenen Abrissverfügung
  • Die Erreichung der Aufnahme des Kochshof in die Denkmalliste
  • Bereitstellung von finanziellen Mitteln
  • Übergabe des Kochshof an den Zugvogel

Am 13.06.1986 Termin in der SPD Geschäftsstelle des Minister Jochimsen. Der Referent teilt uns mit, dass das Land dem Zugvogel einen nicht weiter beschriebenen Hof als Alternative zum Kochshof anbieten möchte. Wir lehnen ab!!

Am 07.07.1986 öffentliche Veranstaltung des Minister Jochimsen in Odenthal Holz. Er erklärt nach der Besichtigung des Kochshof, welchen er auch als Kleinod empfindet, für den Erhalt sich bei seinem Kollegen Matthiesen (Landwirtschaftsminister) einzusetzen.

Endlich: Am 17.07.1986 Telefonat mit Herrn Sternemann. Dieser teilt uns einen Termin mit dem zuständigen Minister Mathiesen, vertreten durch den Staatssekretär Dr. Bentrup für den 22.07.1986 um 11.00 Uhr im Ministerium in Düsseldorf, mit.

Ist das die Wende?

Am 22.07.1986 Termin in Düsseldorf (MURL). Anwesend: Staatssekretär Dr. Bentrup, Direktor Sternemann, Axel Müller, Dieter Feist. Der Staatssekretär unterbreitet uns mehrere zum Teil bereits bekannte Vorschläge. Zum Beispiel anderes Objekt oder Grundstück zu kaufen. Wir beharren jedoch auf unserem Anliegen den Kochshof an seinem angestammten Platz zu erhalten und mit dem Zugvogel zu sanieren. Der Staatssekretär – gut informiert – geht auf unser Anliegen ein. Er unterbreitet uns einen in unserem Sinne bereits vorbereiteten Vorschlag: Übertragung des Grundstückes an den Zugvogel mit aufstehenden Hofgebäuden!

Ziele:
– Wiederherstellung der denkmalwerten Teile
– Sanierung der übrigen Hofgebäude angepasst an Baustil
– Ausführung der vor Vertragsabschluss zu erfüllenden Bedingungen

Erstellung einer detaillierten Planung

  • Genehmigte Abwasserbeseitigung
  • Genehmigte Wasserversorgung
  • Vorlage eines Finanzierungsplanes
  • Einholung einer baurechtlichen Genehmigung zur Nutzungsänderung
Renovierung von Gefachen des Haupthauses

Am 11.12.1986 wird der Antrag auf Umbau des Bauernhofes Kochshof zum Bundessitz des Zugvogel gestellt. Anlagen sind ein Baugesuch, ein Entwässerungsgesuch, eine Denkmalbescheinigung, ein Körperschaftsfreistellungsbescheid, ein Antrag auf Eintragung des Kochshof in die Denkmalliste.

Am 29.07.1987 Versagungsbescheid durch den Kreis Bergisch Gladbach, das heisst die Ablehnung unseres Antrages auf Umnutzung für den Kochshof. So nebenbei erfahren wir, dass ein weiterer Interessent aus dem Forstbereich sich nun plötzlich um das Anwesen bemüht!

Am 03.08.1987 Wiederspruch gegen den Ablehnungsbescheid beim Regierungspräsidenten von Köln durch den Rechtsnawalt Dr. Hüttemann.

Jetzt können wir aufatmen!

Am 28.09.1987 erteilt der Regierungspräsident die Befreiung von der Landschaftsschutzverordnung und genehmigt im Interesse des Denkmalschutzes die Umnutzung des Kochshofs.

Die Befreiung ergeht unter Auflagen:

  • Sie haben dafür zu sorgen, dass mit dem Kraftfahrzeug anreisenden Besucher des Kochshofs und Zugvögel, insbesondere bei Veranstaltungen, den Weg ab der Groß-Grimberger Straße nicht befahren dürfen, sondern auf dem Grillparkplatz ihr Auto abzustellen haben
  • Die Einhaltung ist von Ihnen zu überwachen
  • Spielbetrieb, Lager oder Grillfeuer sind nur innerhalb des befestigten Hofbereiches zugelassen
  • In Einzelfällen ist Zelten möglich
  • Es wird Ihnen aufgegeben die genannten Auflagen jedem Benutzer des Gebäudes beim Betreten des Geländes unmissverständlich zur Kenntnis und Beachtung zu geben

Am 10.10.1987, also fast ein Jahr später, erhalten wir die sehnlichst erwartete Baugenehmigung.

Am 17.10.1987 wurde die Bauhütte Kochshof gegründet und mit den Bauarbeiten am Backhaus, unsrem 1. Bauabschnitt, begonnen. Seit diesem Datum wird die Chronik oder auch das Bautagebuch geführt. Erster Chronist war über 25 Jahre P. Platz.